Bericht Gemeinderatssitzung 12. Juni

Wal­ter Meier berich­tet, wel­che Geschäfte behan­delt wor­den sind, und gibt inter­es­sante Ein­sich­ten

Es ist heiss draus­sen, es ist Som­mer. Auch im Gemein­de­rats­saal dürfte es über 25 Grad warm wer­den, auch wegen der Hitze draus­sen, beson­ders aber wegen den The­men. Die Schule dürfte zu regen Dis­kus­sio­nen füh­ren. Einer­seits will die Schul­pflege das Bei­trags­re­gle­ment für die schuler­gän­zende Betreu­ung ändern und das kos­tet … Ander­seits will die FDP-Fraktion eine Aus­le­ge­ord­nung, weil sie die inte­gra­tive Schu­lung für geschei­tert sieht.

Das erste Geschäft ist eine Kre­ditab­rech­nung. Es geht um den Hei­zungs­er­satz der Schul­an­lage Frei­e­strasse. Da die Abrech­nung mit Min­der­kos­ten von rund Fr. 120'000 (inkl. För­der­mit­tel) abschliesst, ist die­ses Geschäft schnell erle­digt, d.h. ein­stim­mig und ohne Dis­kus­sion.

Die Wei­sung der Pri­mar­schul­pflege, wel­che ein neues Tarif­mo­dell für die schuler­gän­zen­den Betreu­ung bean­tragt, gibt dann aus­gie­big zu dis­ku­tie­ren. Schon das Votum aus der Kom­mis­sion Bil­dung und Gesell­schaft und der RPK von Wal­ter Meier dau­ert gute zehn Minu­ten. Auch die wei­te­ren Voten fal­len nicht kurz aus. Das neue Tarif­mo­dell ist teu­rer und will die tie­fen und mitt­le­ren Ein­kom­men ent­las­tet. Ver­mu­tet dürfte es die Stadt Uster Fr. 580'000 pro Jahr kos­ten. SVP und FDP sind dage­gen, ihnen würde die schuler­gän­zen­den Betreu­ung zu teuer. Zudem schaffe das neue Modell fal­sche Anreize. Ursula Räuft­lin erwähnt, dass sie bereits vor Jah­ren auf die (zu) hohen Tarife der Pri­mar­schule hin­ge­wie­sen hat. Damals hatte der Gemein­de­rat kein Gehör, heute schon. Ein paar Argu­mente:

  • Die neuen Tarife lie­gen im Schnitt der ande­ren Klein­städte im Kan­ton Zürich. Die Städte Zürich und Win­ter­thur haben deut­lich tie­fere Tarife, mit die­sen Städ­ten will sich Uster aber nicht ver­glei­chen.
  • Die neuen Tarife sind so berech­net, dass ein Kind bei Voll­be­treu­ung (ohne Feri­en­hort) unge­fähr 10 % des Ein­kom­mens kos­tet. Bei Ein­kom­men ab 150'000 sinkt der Anteil. Es ist eine gewisse Pro­gres­sion ein­ge­baut. Die FDP möchte ein Modell ohne Pro­gres­sion, d.h. es müsste für alle gleich viel kos­ten? 
  • Die neuen Tarife ent­las­ten den Mit­tel­stand. Ein gros­ser Teil der heu­ti­gen Schü­le­rin­nen und Schü­ler, wel­che heute die schuler­gän­zen­den Betreu­ung besu­chen, hat ent­we­der sehr gut ver­die­nende Eltern oder Eltern (allein­er­zie­hen­den Müt­ter), die Unter­stüt­zung des Sozi­al­am­tes benö­ti­gen. Neu sol­len sich auch alle andern leis­ten kön­nen.

Wich­tig: Es kommt so oder so zu einer Volks­ab­stim­mung, da die jähr­li­chen Mehr­kos­ten Fr. 500'000 über­stei­gen. Die FDP und SVP wer­den diese Vor­lage bekämp­fen. Wir wer­den sehen. Es gab schon drei Abstim­mun­gen, bei denen es um die Ein­füh­rung der schuler­gän­zen­den Betreu­ung und dann um die Erhö­hung des Kre­dits ging. Alle drei Volks­ab­stim­mun­gen hat die Pri­mar­schule gewon­nen. Der Rück­wei­sungs­an­trag der FDP wird mit 13 : 16 Stim­men abge­lehnt; in der Schluss­ab­stim­mung unter­stützt der Rat das Anlie­gen der Pri­mar­schul­pflege mit 17 : 12 Stim­men. Aber das Volk hat das letzte Wort.

Ein Pos­tu­lat von Patri­cio Frei und Nata­lie Len­g­a­cher (beide Grüne) will die Amphi­bien in Uster bes­ser schüt­zen. Kon­kret geht es um Amphi­bien, die im Zell­we­ger­areal zwi­schen Her­ter­wei­her und Zell­we­ger­wei­her hin- und her­wan­dern. Die­sen Amphi­bien müs­sen über eine Strasse und sind des­halb gefähr­det. Die Grü­nen schla­gen vor, die Strasse zurück­zu­bauen. Das kommt im Rat nicht gut an. Aus­gie­big Rede­be­darf hat (wie ver­mu­tet) Paul Stop­per. Das Pos­tu­lat wird aber mit 4 : 24 Stim­men nicht unter­stützt.

Die Grüne Frak­tion hat ein wei­te­res Pos­tu­lat ein­ge­reicht. Das heisst, am 10. März hat Patri­cio Frei diese zwei Pos­tu­late geschrie­ben, rund einen Monat vor sei­ner Wahl zum Prä­si­den­ten des Gemein­de­rats. Heute dürfte er diese Pos­tu­late nicht mehr ein­rei­chen. Und begrün­den darf er sie auch nicht, das machen seine Kol­le­gin­nen aus der Par­tei der Grü­nen. Die Hal­tung des Stadt­ra­tes erläu­tert, Karin Fehr (Grüne). Das Pos­tu­lat wird mit 18 : 13 Stim­men über­wie­sen.

Das zweite Schul­thema «inte­gra­tive Schule an der Pri­mar­schule Uster neu aus­le­gen» wird eben­falls aus­gie­big dis­ku­tiert. Der Kan­ton schreibt seit mehr als zehn Jah­ren die inte­gra­tive Beschu­lung vor. Gemäss FDP ist diese geschei­tert und alle Lehr­per­so­nen, Kin­der und Eltern sind damit unzu­frie­den. Wer sol­che Pau­schal­ur­teile fällt, die nur teil­weise zutref­fen, ver­dient es nicht, dass sein Pos­tu­lat unter­stützt wird. Die Pos­tu­lan­tin hält ein emo­tio­na­les Refe­rat und bringt dabei auch ein paar Details aus der Schul­pflege und dem Stadt­rat ans Licht. Es steht des­halb die Frage im Raum, ob da etwas an die Öffent­lich­keit gelangt ist, was dem Amts­ge­heim­nis unter­ste­hen würde? Die Pri­mar­schul­prä­si­den­tin nimmt aus­führ­lich Stel­lung und führt auch aus, dass die Pri­mar­schul­pflege auch ohne Pos­tu­lat neue Schul­mo­delle prüft und für Ein­zel­fälle Ein­zel­lö­sun­gen gesucht wer­den.

Das Pos­tu­lat der SP-Fraktion «Teil­nahme Aktion 16 Tage gegen Gewalt an Frauen» steht als letz­tes auf dem Pro­gramm des heu­ti­gen Abends. Das Thema ist wich­tig, auch die Dis­kus­sion in der Öffent­lich­keit. Trotz­dem: Der Stadt­rat könnte diese Mass­nah­men sel­ber beschlies­sen, eine ent­spre­chende Bud­get­kom­pe­tenz hat er. Diese 16-Tage-Aktion fin­det im Okto­ber / Novem­ber 2023 statt. Ein Zei­tungs­ar­ti­kel im Juni bringt da herz­lich wenig. Denn der ver­mu­tete Unter­schied zwi­schen Behand­lung im Stadt­rat und im Gemein­de­rat ist ein biss­chen mehr Öffent­lich­keit. Aller­dings könnte der Stadt­rat nach einem ent­spre­chen­den Beschluss auch eine Medi­en­mit­tei­lung ver­sen­den. Das Pos­tu­lat wird dann aber trotz­dem mit 23 : 6 Stim­men über­wie­sen.

Wal­ter Meier